Wandernd in Mitteregg, von Garsten kommend zwischen Ternberg und Aschach/Steyr, trifft man beim Höllergut auf ein Wegkreuz, das Grauenhaftes erzählt.

Ein sechsfacher Mord, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, zur Zeit der Spanischen Grippe.

Genaueres weiß die Linzer Tagespost vom 22. Oktober 1918:

Eine Bluttat, die an Grauenhastigkeit in der oö Kriminalgeschichte nicht ihresgleichen haben dürfte, wurde in Mitteregg, Gemeinde Aschach a. Steyr, verübt. Räuber, von denen noch jede Spur fehlt, drangen in ein Bauernhaus ein und schlugen die ganze Familie in bestialischer Weise nieder … Uns wird über die Untat berichtet: Als Montag früh ein Verwandter die Besitzersfamilie Sebastian Mitterhuber auf dem Höllergute besuchen wollte, fiel ihm die ungewohnte Ruhe im Hause auf. Ohne das Innere des Hauses zu betreten, verständigte er den Nachbar und drang in dessen Begleitung in das Innere des Hauses ein. Beim Betreten der Wohnräume bot sich den beiden Eintretenden ein grauenhafter Anblick dar.

Sie trafen nicht weniger als vier Leichen und zwei im Sterben liegende Personen an. Ermordet war die Schwester der Besitzerin, zwei junge Burschen, die mit den Besitzern verwandt waren, und eine Tagelöhnerin, eine bereits ältere Person. Der Besitzer und die Besitzerin, die im Sterben lagen, waren entsetzlich zugerichtet. Dem Bauer war die Hirnschale zerschlagen, so dass das Gehirn bloßlag und ein Auge aus der Höhle herausdrang. Die vier Toten waren allem Anscheine nach mit einem eisernen Knüttel erschlagen und überdies … mit einer Schusswaffe getötet worden. Zwischen den Tätern und ihren Opfern muss ein furchtbarer Kampf stattgefunden haben. Einer der beiden ermordeten Burschen lag auf dem Boden, die Hand auf das Herz gedrückt, die Hand war mitten durchschossen.

Die Raubmörder hatten nach der Tat die ganze Wohnung durchsucht. Welche Beute ihnen in die Hände gefallen ist, muss erst die Untersuchung ergeben. … Nach dem Blutbade bereiteten sich die Mörder im Unglückshause aus etwa zehn Eiern eine Eierspeise: die Schalen lagen noch auf dem Herd, der Schmelztiegel stand daneben …

Die Mordtat dürften Deserteure begangen haben, da man in der Stube Knöpfe von Militäruniformen fand. Man vermutet, dass die Bluttat von drei Männern begangen wurde … Zur Ausforschung der unbekannten Täter wurde eine Streifung angeordnet, an der sich Gendarmerie … sowie 30 Mann Militär aus Steyr beteiligten. Die Streifung, die auch nachts fortgesetzt wurde, hat bis zur Stunde noch kein Resultat ergeben.

Damals war auch Pandemiezeit, Spanische Grippe.  Wie das Linzer Volksblatt (25. Oktober 1918) berichtet, verunmöglichte dies fast die Fahndung.

Die Nachforschungen nach den Raubmördern werden noch immer eifrig fortgesetzt, haben jedoch bisher noch immer kein Ergebnis gezeitigt. Da die drei an der Streifung beteiligten Gendarmen von Steyr an der Grippe erkrankt sind, werden die Nachforschungen durch die Gendarmen des Postens Ternberg weitergeführt.

Sechs Wochen später, am 13. Dezember, glaubt das (Neuigkeits) Welt Blatt, die Täter zu kennen.

Die Mordtaten in Oberösterreich und Steiermark. Die gefangenen Russen überwiesen. Die Erhebungen gegen die, wie berichtet, in Linz verhafteten russischen Raubmörder sind so weit gediehen, dass sie des Raubmords an Heinrich und Franz Schaubschläger in … Oepping überwiesen sind … Des Raubmords an Mitterhuber im Höllergut in Mitteregg bei Aschach a. d. Steyr und der Raubmorde an dem Bauern Jakob Füreder … in Gramastetten sind sie dringend verdächtig, und zwar durch die gleiche Ausführung der Tat.

Ob diese ehemaligen russischen Soldaten tatsächlich den Sechsfachmord am Höllergut begangen haben oder ein Vorurteil verbreitet wurde, konnte ich nicht eindeutig nachweisen. Zweckdienliche Hinweise von (Hobby-)HistorikerInnen bitte hier in den Kommentaren.

Nachträge

Barbara Weikerstorfer weist mich auf das Sterbebuch der Pfarre Aschach hin, das natürlich die sechs Toten verzeichnet, aber bei dreien davon andere Altersangeben als das Wegkreuz macht: Sebastian war erst 62, Maria Wieser erst 51 aber die Dienstmagd bereits über 62 Jahre alt.

Mehr dazu findet sich im Totenbuch von 1918 auf Pagina 98 und Pagina 99.

In einer Chronik der Pfarre Aschach (S. 37 f.) wird behauptet, die Mörder seien letztlich nie dingfest gemacht worden.

 

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